Neue Aussichten

Deutsche Kukucksuhr und japanisches Arbeitssuch-Wahnsinns-Hemd friedlich vereint im Lieblingsjapanerzimmer

 

28.06.2018

Der Wahnsinn ist tatsächlich vorbei – leider nicht meiner, der Staatsexamenswahnsinn hier fängt gerade erst so richtig an. Aber der Lieblingsjapaner ist endlich fertig – mit der Arbeitssuche! Das klingt fast schon surreal finde ich. Ich möchte erinnern: Die ersten Bewerbungen hat er schon zu Beginn des Jahres getippt, sogar noch vor meinem Besuch im Frühjahr. Manche Unifreunde sind sogar immer noch auf der Suche und selbst das entspricht noch dem normalen Zeitrahmen. Wochen über Wochen liegen hinter meinem lieben Lieblingsjapaner, in denen der frisch gebügelte Anzug fast schon zur zweiten Haut wurde und die Augenringe täglich neue Rekorde erklimmen konnten. Das mit Anzusehen hat mich wohl fast genauso gestresst wie den armen Lieblingsjapaner selbst. Aber jetzt ist es tatsächlich vorbei, die viel zu langen Nächte mit Lebenslaufkorrekturen und Job-Interview-Übungen haben sich gelohnt.

Denn die gute Nachricht ist: Der Lieblingsjapaner hat Arbeit gefunden – die erste echte richtige bezahlte Vollzeitstelle seines Lebens! Im April 2019 geht es los, das Steuernzahlen und Selbstständig-Urlaub-bezahlen-können. Eine große, bekannte Lebensmittelfirma ist es geworden, die weltweit Fabriken und Vertriebsstellen hat, sogar in Deutschland. Ein kleines bisschen ist er schon stolz, der Lieblingsjapaner, dass er von so einer bekannten Firma eingestellt wurde… auch wenn er das niemals so zugeben würde ;) Er ist sogar schon fest für das Team „Wir werden irgendwann ins Ausland versendet“ eingeteilt, das wird schon zu Beginn der Arbeit festgelegt. Dann nichts wie ab nach Europa könnte man denken.

Die schlechte Nachricht ist aber: Die „Ausbildung“ in der japanischen Firma dauert im Schnitt 3 – 5 Jahre, bis man tatsächlich auf ausländische Mitarbeiter in Europa losgelassen wird. 5 Jahre, ihr habt richtig gelesen. Das Wort „5 Jahre“ haut rein – für mich zumindest--- lässt mich beim ersten Hören fast umkippen, zerreißt mich, vor Schock. 5 Jahre warten, schrecklich unvorstellbar.

In meiner deutschen Denke frage ich mich, ob es da nicht Ausnahmen geben kann, wenn man erzählt dass es da in Deutschland diese Deutsche gibt, die schon viel zu lange viel zu sehnsüchtig auf einen wartet. Der Lieblingsjapaner ist da eher pessimistisch, was in Deutschland als Argument zählen könnte, erzählt man in Japan erst gar nicht am Arbeitsplatz. Ich hege trotzdem noch diese kleine naive Hoffnung, dass sich da irgendwas ein bisschen schneller ankurbeln lassen wird. Außerdem hat der Lieblingsjapaner versprochen, sich währenddessen immer wieder direkt in Deutschland zu bewerben.

Und dann gibt es ja noch diese andere Möglichkeit, die eigentlich in der Form so gar nicht eingeplant war und jetzt doch irgendwie immer präsenter in unseren Köpfen und Skype-Gesprächen herumschwirrt. Eigentlich war von Anfang an klar, dass der Lieblingsjapaner nach Deutschland kommt und ich nur für mein Praktikum kurzzeitig in Japan bin. Aber was ist, wenn ich während dieser drei bis fünf oder wie auch immer viele Jahre doch ganz nach Japan gehe und wir dann zusammen zurückkommen? Je länger ich darüber nachdenke, desto aufgeregter werde ich und würde tatsächlich am liebsten sofort ein Ticket ohne Rückflug buchen. Kann mir nochmal jemand bestätigen, dass es eine sehr dumme Idee ist, meine Ausbildung in Deutschland vorher nicht abzuschließen? Keine Angst, Mama und Papa, natürlich werde ich doch brav zwei Jahre lang ins Referendariat gehen, wie es alle machen, aber die Vorstellung einfach gleich in Japan zu arbeiten, ist gerade sehr sehr verlockend.

Ein Leben an so vielen Stellen Zuhause,… vielleicht ist das doch so viel besser, als ich immer gedacht habe?


Kommentare: 2
  • #2

    Isabella (Freitag, 13 Juli 2018 17:35)

    Liebe Rumi,
    vielen Dank für die netten Glückwünsche! :) Wir freuen uns auch beide sehr, dass die Unsicherheit während der Job-hunting-Zeit zu Ende ist! Genau, meine weitere Ausbildung dauert ab Herbst 2019 noch zwei Jahre. Ich hoffe sehr, dass ich danach eine Arbeit in Japan finde oder mein Freund bald nach Europa kommen kann.
    Ganz viele Grüße aus Deutschland!
    Isabella

  • #1

    Rumi (Freitag, 13 Juli 2018 00:07)

    Herzlichen Glückwunsch, dass dein Lieblings Japaner die Arbeit gefunden hat :)
    Hast du deine Ausbildung noch zwei Jahren?
    Hoffentlich geht alles gut und ihr bald gemeinsam neues Leben!
    Liebe Grüße aus Japan
    Rumi