Der irre Kimonostrudel

15.11.2018

Heute in genau einem Monat steige ich in den Flieger auf den ich Monate über Monate, Skypegespräch für Skypegespräch gewartet habe. Das fühlt sich irgendwie ziemlich surreal an – das gefürchtete Examen mittlerweile in der Vergangenheit und der Japanalltag mit Lieblingsjapaner zum Greifen nah. So richtig kann ich das alles wahrscheinlich wirklich erst glauben, wenn mein Monster-Koffer wieder in der winzigen Tokyo-Wohnung den Flur versperrt.. und sich da auch erstmal so schnell nicht mehr wegbewegt. Die letzten Wochen Wartezeit werden durch allerlei soziale Aktivitäten mit meinen liebsten Mitmenschen versüßt, die in den letzten Examensmonaten viel zu kurz gekommen sind.

Was die Vorfreude zudem noch weiter schürt, ist der irre Kimono-Strudel in dem ich in den letzten Wochen immer weiter versinke. Was mit dem Durchklicken einiger Instagram-Seiten begann, führt nun immer weiter zu platzenden Kleiderschränken und leeren Konten meinerseits. Dabei wollte ich doch alles für Japan sparen… wenn nicht dieser Second-Kimono im Internet so billig gewesen wäre. Der Lieblingsjapaner bekommt schon kalte Schweißausbrüche wenn ich anfange zu erzählen „Duu, in dieser Facebookgruppe gab es schon wieder so ein Schnäppchen…“. Auffallen findet der Lieblingsjapaner ja bekannterweise nicht so super gut und junge, westliche Menschen in bunten Kimono und Turnschuhen fallen nun mal auf. Wobei er sich mittlerweile wohl immer mehr mit diesem Anblick anfreunden kann und tapfer-wohlwollend alle meine Selfies kommentiert. ;)

Vor einigen Tagen hat mich der irre Kimono-Strudel dann doch so mitgerissen, dass ich das für mich Undenkbare getan habe und im Kimono durch den deutschen Alltag spaziert bin. Natürlich gab es nicht wie befürchtet schreiende Menschenmassen und brennende Autos… um ehrlich zu sein, war es den meisten Menschen wohl relativ egal, was ich da anhatte. Wieso sollte es auch anders sein. Ist mir jetzt auch klar. Nach den ersten zittrigen Metern konnte der innere Schweinehund endlich gebührend in seine Schranken gewiesen werden und ich schwebte ab diesem Zeitpunkt einen gefühlten halben Meter über dem Asphalt. Einfach mal machen, worauf man Lust hat – kann ich nur empfehlen. :)

Können wir nur hoffen, dass mich der irre Strudel bis zu meinem Abflug nicht völlig schluckt und ich nicht in den ersten Tagen mein gesamtes Geld für Kimono verbrate ;) 


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