Blöde-Tage-Frühwarnsystem

11.05.2018

Seit ein paar Tagen vibriert mein Handy in regelmäßigen Abständen. Nicht etwa weil ich mit den Nachrichten meiner zahllosen Verehrer bombardiert werde… sondern ich werde gewarnt. Vor Vulkanausbrüchen, Erdbeben, Taifunen und sonstigen Katastrophen. Und das von meinem Handy! Was sich in Deutschland ziemlich verrückt anhört, ist in Japan ganz normal. In einem Land, das über gleich vier tektonischen Platten angesiedelt ist und dann auch noch mitten im Meer liegt, sind extreme Naturphänomene an der Tagesordnung. Und darauf will man vorbereitet sein. Deswegen findet man wohl in fast jedem japanischen Haushalt Erdbebenhelme und selbstaufladende Taschenlampen; Schulkinder üben das Verhalten bei Erdbeben so selbstverständlich wie wir Feuerevakuationen durchführen und japanische Handys warnen ihre Besitzer im Ernstfall automatisch lautstark piepend. Mein ausländisches Handy ist von diesem automatischen Service natürlich ausgeschlossen. Weil aber auch ich eher ungern bei Japanaufenthalten von Naturkatastrophen überrascht werde, habe ich mir eine App heruntergeladen, die den gleichen Zweck erfüllt. Richtig viel lesen kann ich zwar nicht in der App, aber die Bilder sind im Normalfall aussagekräftig genug und zur Not gibt es ja noch Google Translate. Der Nachteil dieser App ist, dass ich einmal eingegeben habe wo ich mich aufhalte und so immer die Warnungen für die besagte Region erhalte. Wenn ich durch das Land reise und sogar wieder in Deutschland bin, ändert die App nicht meinen Standpunkt sondern schickt fröhlich weiter Meldungen für den Wohnort des Lieblingsjapaners. Auf Reisen durch Japan ist das manchmal unpassend, aber zurück in Deutschland irgendwie… spannend? Beruhigend? So weiß ich manchmal schon vor dem Lieblingsjapaner, dass er gerade ein leichtes Erdbeben erlebt haben muss – während er schon tief und fest geschlafen und gar nichts mitbekommen hat. Die letzten Tage war das gezeigte Bildchen ziemlich einheitlich – Regen über Regen in Tokyo (und damit eben auch eine steigende Gefahr für beispielsweise Hochwasser).

Trifft mein derzeitiges Gemüt ziemlich gut. Schade, dass es kein Frühwarnsystem für so richtig blöde Tage gibt. Dann könnte man einfach im Bett bleiben und den Tag verziehen lassen… funktioniert nur in der Realität leider nicht so gut. Heute zum Beispiel: Nach einer Tokyo-Praktikumsabsage und einem extrem schmerzhaften Zahnarztbesuch meinerseits rief auf einmal der bedrückte Lieblingsjapaner an, bei dem lief der Tag auch nicht besser: Laptop kaputt und Absage einer der Favoriten im job-hunting-Wahnsinn. Am liebsten hätte ich uns beiden ein paar Aufmunterungspfannkuchen in die Pfanne geworfen… Blöde Tage sind allein echt noch ein bisschen blöder. 


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