25.11.2018
23, 22, 21 - Wenn ich auf die Zahlen in meinen Kalender schaue, die jeden Tag um eins kleiner werden, könnte ich schreien und lachen und tanzen und weinen gleichzeitig. Noch ein halbes Jahr bis zu meinem Japanabenteuer mit Lieblingsjapaner, noch ein Monat und heute plötzlich nur noch drei Wochen. Die Zeit ist so wahnsinnig schnell vergangen.
Seit gestern ist mein WG-Zimmer leergeräumt und in meinem alten Kinderzimmer stapeln sich die Kisten. Ein paar Tage bleiben mir noch im leeren WG-Zimmer bevor es dann mit kurzem Zwischenstopp in der Heimat in die neue Heimat auf Zeit geht. Wenn ich in meinem leeren Zimmer auf dem Boden sitze, den Laptop auf dem geborgten Wohnzimmertischchen vor mir, fühle ich mich ein bisschen so, wie die Menschen in den japanischen Minimalismus-Büchern die ich immer mit einer Mischung aus Unverständnis und Bewunderung durchblättere. Der einzige Farbtupfer in all dem Weiß sind meine gesammelten Kimonoschätze die noch nicht in den Kisten und Taschen verschwunden sind – ein Stück Japan in den vier Wänden, in denen so viele alte Erinnerungen stecken.
In den letzten Jahren habe ich schon oft über Heimat nachgedacht und diese Gedanken, die oft schön und wehmütig gleichzeitig sind, drängen sich in dieser weißen Umgebung seit gestern ziemlich automatisch auf. Die riesige Vorfreude auf Japanheimat und Lieblingsjapaneralltag hat mich durch Klausurenstress und graue Regentage in der Unistadt getragen und mich mehr als einmal wünschen lassen, ich könnte mich sofort in diesem Moment einmal um den Globus beamen. Doch jetzt, so kurz vor dem Ende der Unifreunde-WG-Alltag-bummeln-in-der-Altstadt-Zeit, mischt sich in die Vorfreude auf neue Heimat auch eine große Portion Wehmut um die Alte.
Wie wahnsinnig schön es ist, an so vielen Orten zu wissen wo es den besten Schokokuchen gibt und bei welchen lieben Menschen man auch nachts um vier noch Unterschlupf finden könnte.
Wie wahnsinnig traurig es ist, dass man sich immer für einen dieser Orte entscheiden muss.
Sonderbares Gefühl, irgendwann wieder in diese Stadt zurück zu kommen, als Tourist und nicht als Einwohner. Der Gedanke an das winzige Tokyozimmer mit Lieblingsjapaner, das in drei Wochen dann keine Touristin sondern eine Einwohnerin mehr hat, macht die derzeitige Wehmut aber glücklicherweise um einiges wett ;)