25.10.2018
Meine Japan-to-do-Liste schrumpft in den letzten Tagen immer weiter, was meine Japan-Vorfreude gleichzeitig exzeptionell in die Höhe schnellen lässt. Der Grund für dieses Produktivitätshoch ist ein ganz und gar wunderbarer: Meine allerallerletzte 1. Staatsexamensprüfung IN MEINEM LEBEN liegt mittlerweile in der Vergangenheit. Ich kann gar nicht beschreiben wie wunderbar fabelhaft es sich anfühlt, einen ganzen Tag lang im Schlafanzug auf dem Sofa zu liegen und absolut NICHTS zu tun, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. :)
Mindestens genauso schön finde ich, dass ich mich jetzt endlich um all die Dinge kümmern kann, die meinen Japanaufenthalt immer noch ein bisschen realer machen. Die Auslandskrankenversicherung ist abgeschlossen, die wichtigsten Impfungen aufgefrischt und – mein ganz persönliches Highlight – das Visum beantragt!
Im Normalfall können Menschen mit deutschem Reisepass ganz einfach mit einem Touristenvisum, das man automatisch am Flughafen in den Pass gestempelt bekommt, 3 Monate in Japan bleiben. Das Schöne an meinem nächsten Japanaufenthalt ist aber ja, dass ich dieses Mal nicht nur 3 Monate bleibe, sondern ganze 215 Tage – man könnte auch sagen 7 Monate und 3 Tage, oder auch 30 Wochen und 5 Tage – mir diese Zahlen regelrecht auf der Zunge zergehen zu lassen, macht mir viel mehr Spaß als ich vielleicht zugeben sollte :D Da ein normales Touristenvisum demnach nicht reicht und ich im besten Falle vor Ort auch noch ein bisschen Geld verdienen möchte, habe ich ein „Working Holiday Visum“ beantragt. Wie genau das alles funktioniert wurde auf diversen Blogs und Homepages schon zu genüge erörtert (siehe hier hier hier hier) – nur ganz kurz: Das Visum ermöglicht es für maximal 12 Monate im Land herumzureisen und sich nebenbei etwas dazu zu verdienen und ist im Vergleich zu normalen Arbeitsvisa sehr viel einfacher zu bekommen – dafür darf man es aber nur einmal im Leben verwenden.
Da ich keinen festen Vollzeitjob in Japan habe, nicht als Austauschstudent an einer japanischen Universität eingeschrieben und nicht verheiratet bin und ich auch nicht vorhabe, das in nächster Zeit zu ändern, ist das „Working Holiday Visum“ zudem meine mehr oder weniger einzige Möglichkeit um länger in Japan zu bleiben. Dementsprechend nervös fuhr ich vor einiger Zeit mit ordentlich ausgefüllten Bewerbungsunterlagen in das nächste japanische Generalkonsulat in Frankfurt. Die mehrfachen Sicherheitsschranken und Sicherheitskontrollen, ähnlich wie am Flughafen, machten meine Nervosität dann nicht wirklich besser. Im 34. Stock angelangt, stolperte ich mit Druck auf den Ohren und schwitzigen Händen aus dem Fahrstuhl und stand erstmal vor der schönsten, mit Origami-Kranichen dekorierten Fensterfront, die ich je in Frankfurt gesehen habe. Man könnte fast sagen, für die Aussicht allein lohnt sich schon die Beantragung eines japanischen Visums ;) Ein bisschen bereue ich immer noch, dass ich kein schnelles Handyfoto geschossen habe, wobei ich mir auch nicht ganz sicher bin, was der riesige Security-Mann im schwarzen Anzug dann gemacht hätte…
Weiter ging es zu einer streng wirkenden Konsulatsmitarbeiterin hinter Panzerglas, die meine Unterlagen nach ein bisschen Hin- und Hergeschiebe mit der Sicherheitsschublade („Nein, NUR die Unterlagen, keine sonstigen Umschläge und Klarsichtfolien.“) auch annahm. Nach einigen Minuten Bearbeitungszeit wurde ich zurück an den Schalter gerufen. Dort wurde ich darüber aufgeklärt, was das „Working Holiday Visum“ genau ist und für welche Zwecke es ganz und gar nicht verwendet werden darf. So wie ich die Formulare ausgefüllt hätte, bekäme ich das Visum nicht. Während mir schon das ganze Blut in die Füße sank, wurde das Gesicht der Mitarbeiterin auf einmal sehr viel freundlicher und sie schob mir zu meiner Überraschung einen Tipp-Ex durch die Sicherheitsschublade. Wenn ich diesen und jenen Punkt ausbesserte, könnte ich das Visum doch noch beantragen. Ich hätte sie am liebsten gedrückt, so erleichtert war ich (vielleicht deswegen das Sicherheitsglas?). Am Ende initiierte sie sogar noch zwei, drei Sätzen Smalltalk darüber, wie schön es sei, dass ich in Japan schon Kontakte hätte und nicht alleine sei und auf meinem Weg nach draußen, grinste mich der riesige Security-Mann breit an.
Vielleicht war die ganze Angelegenheit am Ende doch gar nicht so gruselig wie befürchtet :)